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Idealismus oder Ideologie?

+++ NETZFUND +++


von Chris und Phil

Hallo Zusammen,

zwischen Idealismus und Ideologie gibt es einen kleinen, aber feinen Unterschied: Idealismus strebt nach dem bestmöglichen, idealen Ausgang. Ideologie geht dafür über Leichen – natürlich immer aus "noblen Gründen", versteht sich.


Mit Blick auf die Welternährung, wie sie 2050 aussehen müsste, damit rund 10 Milliarden Menschen hier leben können, wurde vor wenigen Jahren über die s. g. Planetary Health Diet publiziert. Und zwar von einer "Experten-Komission" unter der Schirmherrschaft des renommierten Fachmagazins The Lancet und der norwegischen Ärztin Gunhild Stordalen, die zeitgleich Umweltaktivistin ist und 2013 die EAT-Initatiative ins Leben gerufen hat. Drum spricht man heute von der EAT-Lancet-Komission.


Die Planet​ary Health Diet soll eine Ernährungsform sein, die der einheitlichen Feldtheorie der Ernährung entspricht: Tierleid verhindern, Klima schützen, Menschenleben retten. Ein erstrebenswertes Ziel, finden wir auch. Konkret sieht die Ernährungsweise aber vor, dass wir unseren Energiebedarf weitestgehend aus Getreiden, pflanzlichen Ölen, Nüssen und Hülsenfrüchten decken sollten. Zugestanden werden einem erwachsenen Menschen noch 14 g Fleisch am Tag (exklusive Geflügel).


Ist das noch Idealismus oder schon Ideologie? Eine neue Studie, publiziert in ebendiesem The Lancet – also kritikfähig dürfen sie immerhin sein –, zeigt anhand kleiner Beispiele nun die massiven Schwächen dieser Ernährungsform auf. Um ein paar Beispiele zu nennen:

  • Als Kalkulationsgrundlage wurde die Datenbank der USDA genutzt – nicht repräsentativ für die Welt.

  • Bei vielen Lebensmittelgruppen hat man sich schlicht nur ein Beispiel rausgepickt (z. B. nur Spinat in der Gruppe des Blattgemüses).

  • Man hat vorwiegend mit dem Nährstoffgehalt von rohen Lebensmitteln kalkuliert, obwohl viele gar nicht verzehrbar sind in diesem Zustand.

  • Neue Nährstoffempfehlungen der EFSA und des IOM wurden nicht berücksichtigt.

  • Berücksichtigt wurden in den Kalkulationen auch nicht die Bioverfügbarkeit einzelner Nährstoffe.

  • Und man hat "vergessen", dass z. B. Frauen im reproduktiven Alter ungefähr doppelt so viel Eisen brauchen wie Männer.

  • Manche Lebensmittelgruppen wurden gar nicht berücksichtigt, etwa Organfleisch oder Samen oder unterschiedliche Kategorien bei Meeresfrüchten (z. B. Muscheln)

Wer würde denn so ahnungs- und schonungslos eine neue Welternährung kalkulieren?

Die neue Studie machte vor, wie es geht: Für jede Lebensmittelgruppe wurden weltweit repräsentative Daten zur Lebensmittelzusammensetzung erhoben, um sie am Ende des Tages vor dem Hintergrund jener kritischen Nährstoffe abzugleichen, die weltweit häufig unzureichend sind, nämlich Folat, Vitamin A, Vitamin B12, Calcium, Eisen und Zink.

Wohlgemerkt: Wer ein bisschen denken kann, wird feststellen, dass diese Nährstoffe genau deshalb häufig kritisch sind, gerade weil sich viele Menschen noch immer weitestgehend ohne Tierprodukte ernähren müssen! Es ist also in gewisser Weise ein Zirkelschluss, was hier gezeigt wird! Denn logischerweise wird eine auf Getreide basierende Ernährung mit geringem Anteil an Tierprodukten zu einer mangelhaften Versorgung mit diesen Stoffen führen!

Jedenfalls haben die Autoren dieser neuen Studie die Ergebnisse genutzt, um eine Planetary Health Diet zu konzipieren, die allen Erwachsenen, also auch Frauen im gebärfähigen Alter usw., angemessen ist. Mit dem Resultat:

  • Der Anteil an Tierprodukten in der Nahrung muss verdoppelt werden – auf 27 % (statt 14 %) der Kalorienmenge!

  • Der Phytinsäure-Gehalt der Nahrung (besonders viel in Getreide und Hülsenfrüchten), muss halbiert werden, weil die Aufnahme von Zink und Eisen massiv gehemmt wird.

  • Es braucht mehr stärkehaltiges Wurzelgemüse (z. B. Kartoffeln) und mehr Fisch bzw. Schalentiere (inkl. Muscheln)

  • Darüber hinaus muss der Anteil an Rindfleisch, an Huhn und Geflügel und an Schweinefleisch wieder etwas angehoben werden.

  • Es soll wieder etwas mehr phytinsäurearmes, raffiniertes Getreide gegessen werden, mehr Samen und mehr Organfleisch.

  • Die Aufnahme von Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten, Nüssen und Sojaprodukten sollten teils erheblich gekürzt werden, um kalorischen Platz für die o. g. Lebensmittel zu schaffen.

  • Und es soll je nach Situation mit Nährstoffen supplementiert werden!

Mehr noch, die Studie hat noch einen glorreichen Vorschlag parat: Man sollte vielleicht keine "ideale Ernährung für alles und jeden" empfehlen, sondern darauf verweisen, dass angepasste, regionale Ernährung vor dem Hintergrund verschiedener kultureller Kontexte und Umweltbedingungen, vorteilhafter sind.


Wer noch nicht im Tiefschlaf ist, dem wird aufgefallen sein, dass hier quasi 1:1 über die edubily-Ernährung gesprochen wird. Möglichst regional, möglichst diverses Angebot von qualitativ hochwertigen, nährstoffreichen Tierprodukten, eben keine Getreidemast, ein gutes Maß an Obst, Gemüse und stärkehaltigem Wurzelgemüse, abgerundet mit Nüssen, Samen und Co., geschickte Nahrungsergänzung – so schwer ist das doch gar nicht, oder?


Schlussendlich lässt sich sagen, dass es vermessen ist, zu glauben, ein Mensch, der vor drei Millionen Jahren überhaupt erst Mensch werden konnte, da vermehrt Tierprodukte auf dem Speiseplan standen, auch weitestgehend ohne Tierprodukte gesund und vital sein kann. Das gilt vielleicht für manche Menschen, für die meisten aber nicht. Tierprodukte liefern auf Masse- bzw. Kalorienbasis schlicht eine erheblich höhere, bioverfügbarere Dichte an Nährstoffen. Das ist nicht neu (klick) – übrigens vom selben Forscher.

Und dabei geht es nicht mal um so Banales wie Eisen, Zink oder Vitamin A, sondern auch um Cholin, Taurin, Carnitin, Kreatin und viele andere Stoffe, die nur in tierischen Produkten vorkommen und die sehr wertvoll für die menschliche Gesundheit sind.


Festzuhalten bleibt: Natürlich braucht niemand billigstes Dönerfleisch auf Massebasis oder XXL-Schnitzelfestessen für 10 Euro. Auf der anderen Seite sollte eine Ernährung mit regionalen Ernährungsgepflogenheiten im Vordergrund stehen, die dafür wirbt, Tierprodukte bewusst zu konsumieren und dabei qualitativ hochwertige Tierprodukte – gute Haltung, nose to tail – zu favorisieren. Idealismus.


Beste Grüße

Chris und Phil


 

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